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Wir packen gerne selber mit an!

Der Wiener „Round Table 14“ (RT 14) ist einer von zahlreichen Round Table-Vereinen auf der ganzen Welt. 1927 in England gegründet und seit 1955 auch in Österreich aktiv, widmet sich das Vereinsleben der professionellen Vernetzung für den guten Zweck. Michael Appinger vom RT 14 erklärt die Hintergründe und den Anspruch des Vereins, Menschen in schwierigen Lebenssituationen zu helfen.

Wer steckt hinter dem RT 14, und welche Ziele verfolgt euer Verein?
Der RT 14 wurde 1970 gegründet und war damals die 14. Vereinsgründung innerhalb der österreichischen Round Tables. Von diesen gibt es mittlerweile 48. Es handelt sich jeweils um bewusst klein gehaltene Gruppen – es sollen sozusagen noch alle Platz an einem Tisch finden können. Der RT 14 hat momentan acht Mitglieder, die sich regelmäßig treffen. Diese Runde hat aber im Unterschied zu vielen typischen Männer-Netzwerken da draußen nicht den Zweck, dass wir uns gegenseitig Aufträge zuschanzen oder in gute Jobs bringen. Die haben wir alle schon. Es geht uns viel mehr um den freundschaftlichen Austausch untereinander und darum, einen Beitrag für die Gesellschaft zu leisten.

Wie kann man sich diesen Beitrag vorstellen?
Durch regelmäßige Veranstaltungen, die wir organisieren, haben wir gewisse Umsätze, deren Reinerlös wir an bedürftige Menschen oder Hilfsorganisationen weiterleiten. Im Sommer wird es z.B. schon zum dritten Mal unser Beachvolleyball-Turnier geben, und am 15. März 2019 laden wir zur „Hüttengaudi“. Neben der Tatsache, dass diese Events für uns selbst einen großen Spaß bedeuten, spülen sie eben auch ein wenig Geld in die Kassa.

Und das überweist ihr dann an ein vorher definiertes Hilfsprojekt?
Ganz so einfach machen wir es uns nicht. Unser Anspruch ist es nämlich außerdem, selbst mit anzupacken. Wir haben z.B. schon öfter an die Wiener Gruft gespendet, da wir die Obdachlosen-Hilfe für immens wichtig halten. Und auch die Erlöse der Hüttengaudi werden wieder dorthin fließen. Nun wäre es natürlich einfacher, einen bestimmten Betrag an die Caritas zu überweisen, und auf die Gruft zu widmen.

Stattdessen werden wir uns ein gutes Menü überlegen, die dafür notwendigen Zutaten einkaufen und als RT 14 gemeinsam für die Klientinnen und Klienten der Gruft kochen. Wenn man mal, wie wir das im Vorjahr gemacht haben, 200 Portionen Käse-Spätzle zubereitet hat, bleibt einem der eigene Beitrag zum Wohl der Gesellschaft auch ganz anders in Erinnerung.

Es geht beim RT14 also darum, auch selbst ordentlich mit anzupacken?
Ja, das ist sicher ein Grundgedanke unseres Vereins. Trotzdem unsere Mitglieder alle in guten Jobs sind und auch über den RT hinaus ein tolles Netzwerk haben, wollen wir nicht einfach unseren Einfluss wirken lassen, sondern diskutieren bei unseren Treffen immer sehr intensiv: Was können wir gemeinsam für andere tun, und wie bündeln wir dafür unsere Kräfte?

Welchen anderen sozialen Problemen habt ihr euch in der Vergangenheit gewidmet?
Unterstützung bekam unter anderem das Wiener Kinderhospiz „Momo“. Aber es muss nicht unbedingt eine etablierte Organisation sein. Wir haben z.B. unlängst einer Familie geholfen, die von der Zwangsräumung ihrer Wohnung bedroht war. Die Mutter ist Alleinerzieherin und wir konnten für sie und die Kinder eine neue Unterkunft organisieren. Eine große Hilfe für die Betroffenen war, dass wir auch die Kaution für die neue Wohnung finanziert haben. Da wird einem erst bewusst, woran es im Alltag scheitern kann, und wie rasch jemand – auch Minderjährige – von Obdachlosigkeit bedroht sind. Darüber hinaus stehen die Round Tables auf der ganzen Welt miteinander im Austausch und stellen auch regelmäßig internationale Hilfsprojekte auf. In der jüngeren Vergangenheit profitierten etwa Menschen in Sri Lanka, Südafrika, Tansania und Mauritius davon.

Besucht man sich auch gegenseitig, von RT zu RT?
Durchaus. Wenn ich als Mitglied des Wiener RT 14 auf Reisen bin und erfahre, dass es an meinem Aufenthaltsort einen Round Table gibt, weiß ich, dass ich jederzeit willkommen bin. Umgekehrt begrüßen auch wir immer wieder Kollegen aus anderen Ländern, unternehmen etwas gemeinsam, zeigen unsere Heimatstadt abseits des Massentourismus her.

Wie wird man eigentlich Mitglied beim Round Table und was unterscheidet euch von anderen „Service-Clubs“ wie z.B. dem Rotary Club?
Wenn sich jemand für die Aufnahme interessiert, ist zuerst einmal sein Alter wichtig: Wir sind alle unter 40 und wollen auch als Verein bewusst unter dieser Grenze bleiben. Das ist eine wichtige Abgrenzung zu anderen Clubs. Der erste RT wurde 1927 auch genau mit diesem Anspruch gegründet: Es soll ein „jugendlicher“ Drive vorherrschen, und wer seinen Vierziger feiert, scheidet aus der Runde aus. Einen neuen Bewerber lernen wir dann zuerst als Gast kennen. Er muss zur bestehenden Runde passen, und die Entscheidung darüber fällen wir schließlich demokratisch: Wenn es bei der Abstimmung mehr als eine Gegenstimme gibt, lehnen wir die Aufnahme als neues Mitglied ab.

Und was erwartet die Besucherinnen und Besucher nun bei eurer Hüttengaudi am 15. März?
An diesem Freitagabend öffnen wir für unser Charity Clubbing ab 21 Uhr die Tore des Vereinslokals „Der Keller“ im 1. Bezirk. Dirndl und Lederhosen sind kein Muss, aber sehr willkommen. Neben einem Auftritt der Band „3-radler“, bei der ich selbst mitspiele, gibt es heiße Beats von DJ André. Der Reinerlös wird, wie gesagt, der Gruft zugutekommen. Und dieser gute Zweck wird auch von der Brauerei Schremser unterstützt, die das Bier für den Abend zur Verfügung stellt. Als Eintritt nehmen wir eine Spende für die Gruft in der Höhe von zehn Euro. Dafür halten wir die Getränkepreise sehr moderat.

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